Um im Herbst qualitativ hochwertige Trauben ernten zu können, benötigen die Reben sorgsame Hege und Pflege über das ganze Jahr. Wir sind bestrebt, mit viel Rücksichtnahme auf Natur und Umwelt eine gesunde Vielfalt von Flora und Fauna zu erhalten und zu stärken. So fördern wir die Biodiversität und leisten einen Beitrag zur Erhaltung dieser wunderschönen Landschaft.
Kaum sind die Trauben geerntet und im Keller zur Weiterverarbeitung, werden draussen im Rebberg die Abschlussarbeiten gemacht. Die Netze und Einhagungen werden eingesammelt und verstaut. Für die Rebstöcke beginnt die Ruhephase. Sie ziehen den Saft in die Wurzeln zurück. So bleiben sie vor dem Winterfrost geschützt. Sind Neuanlagen geplant, werden jetzt die alten Anlagen zurückgeschnitten, die Drähte entfernt, die Stickel und Pfähle ausgehoben und die alten Rebstöcke ausgerissen.
Und schon bald beginnen wieder die Vorarbeiten für die nächste Ernte. Die Reben werden sorgsam geschnitten (hier wird schon ein erstes Mal die Menge reguliert und die Kraft der Triebe gestärkt). Um die Traubenqualität des nächsten Herbstes zu sichern, werden die Rebschosse bis auf einen Bogen mit 6 bis 8 Augen und 2 Reserve-Zwecke zurückgeschnitten. In einigen Parzellen werden die Reben auf Zapfen zurückgeschnitten (Direktträger). In den Junganlagen wird nach dem Prinzip „sanfter Rebschnitt“ gearbeitet. In frostgefährdeten Lagen wird zusätzlich ein Reservebogen geschnitten. Das Rebholz wird aus den Drähten entfernt und später in der Fahrgasse zerkleinert. So bleiben die Nährstoffe im Rebberg.
Sobald es die Witterung einigermassen erlaubt und es nicht mehr allzu kalt ist (sonst brechen die Schosse beim Biegen), werden die Bogenschosse auf den Bindedraht runtergebunden. Je nach Sorte arbeiten wir mit Rund- oder Streckbögen.
Jetzt ist auch Zeit, um eventuelle Reparaturarbeiten an den Anlagen oder den Meliorationen vorzunehmen. In dieser Zeit werden auch Vorbereitungen für eventuelle Neuanlagen getroffen (Bodenarbeiten wie spaten oder pflügen, Terrassierungen).
Sobald das erste Gras spriesst, werden die geschnittenen Rebschosse gehäckselt und gleichzeitig wird das erste Mal gemulcht, z.H. das Gras zurückgeschnitten.
Ist eine Neuanlage geplant, nutzt man die noch kühlen Tage im April, um neue Reben zu setzen. Der Boden ist nicht mehr allzu kalt oder gefroren.
Der Ablauf:
Die Rebe beginnt bereits ab Mitte April mit dem Austrieb. Ab jetzt wird gezittert. Die Frostnächte des Frühjahrs lauern. Nur eine kalte Nacht kann die jungen, zarten Triebe erfrieren lassen. So könnte eine ganze Ernte auf einen Schlag vernichtet werden. Um den Schädling Traubenwickler in Schach zu halten wird ein Draht mit Duftstoffen in den Rebanlagen angebracht, die sogenannte Verwirrungstechnik.
Um die Qualität der Trauben weiter sicher zu stellen werden die Schosse auf dem Rebstock und den Bögen reduziert (erlesen). Man putzt die Stöcke, entfernt sämtliche Doppeltriebe und reduziert auf 8 – 12 Schosse pro m2. Nun ist es auch Zeit, die Frostbögen abzuschneiden.
Direkt nach oder sogar noch während dem Erlesen beginnt man mit dem Einschlaufen der Schosse in die Drahtanlage. In den Steillagen ist dies noch reine Handarbeit. In den maschinell bewirtschaftbaren Flächen wird der Laubhefter eingesetzt. Die Schnecken rollen die Schosse auf, gleichzeitig wird beidseitig der Reihe eine Schnur gespannt und auf Knopfdruck mit Heftklammern fixiert. Diese Arbeit wird zwei Mal pro Reihe ausgeführt (von Hand vier Mal.)
Zu dieser Zeit beginnt die Rebe mit der Blüte. Und diese Blüten verströmen einen unglaublich zarten und unvergleichlichen Duft. Das muss man einmal erlebt haben. Auch hier muss das Wetter stimmen. Ist es zu kalt, kann es passieren, dass die Rebe verrieselt, d.h. dass Blüten abfallen und nicht befruchtet werden. Die Regel sagt, dass im Normalfall 100 Tage nach der Blütezeit die Ernte beginnt.
Sind die Schosse über den obersten Draht hinausgewachsen und eingeschlauft, werden sie zwei bis dreimal (je nach Wuchs) zurückgeschnitten. In den flacheren Lagen benutzt man dafür den Laubschneider. In den Steillagen wird dies noch von Hand mit langen Scheren getan.
Beim Auslauben werden die Geiztriebe der Reben und das Laub in der Traubenzone entfernt. So werden die Trauben durchlüftet und man beugt Pilzkrankheiten und Fäulnis vor. Zusätzlich wird noch einmal der Stamm geputzt.
Während der ganzen Vegetationszeit wird gemulcht, gehackt, gefräst. Dabei wird darauf geachtet, dass nie alle Reihen gemäht werden. Es gibt eine Vierer-Gliederung über den Sommer. Eine Reihe wird gehackt, eine gemulcht, eine wird stehen gelassen und eine wieder gemulcht. So stellt man sicher, dass die Raubmilbe (unser an Gestalt kleinster, aber im Nutzen wichtigster Helfer in den Reben) immer genug Nahrung an blühenden Kräutern findet. Unter den Reihen wird das Gras mit bürsten und mähen kurzgehalten. Kurz vor dem Herbst wird alles gemäht, um während der Ernte sauber arbeiten zu können. Während der ganzen Vegetationszeit bis Mitte August müssen die Trauben vor Pilzkrankheiten geschützt werden. PIWI-Sorten werden höchstens zwei mal mit Backpulver und die übrigen Sorten 6 bis 7 mal kupferfrei behandelt. In Steillagen wird dafür eine Drohne eingesetzt.
Nach vollendetem Farbumschlag werden bei den blauen Trauben die „Wintertrollen“ (Trauben der Geiztriebe) sowie die zurückgebliebenen Trauben, d.h. die zu dieser Zeit noch Rosafarbenen oder sonst Überzähligen weggeschnitten.
Nachdem alle Arbeiten in den Reben ausgeführt sind, folgt eine kurze Zeit der Entspannung und Ruhe.
Zum Schutz vor Vögeln oder diversen anderen Wildtieren werden in dieser Zeit die Reben eingezäunt und gedeckt. Dazu werden verschiedene Methoden angewandt wie Hagelnetze (Ganzjahresnetz), Vogelschutznetze an Waldrändern, Insektennetze (weisse, dünnmaschige Netze reihenweise) oder Seitennetze (auch reihenweise wie z.B. unter der Habsburg, siehe Bild).
Ausserdem werden noch Knallapparate gegen Starenschwärme sowie Vogelangstschrei-Imitatoren eingesetzt. Auch die Jäger helfen uns beim Schutz vor Wildfrass, denn alle Tiere lieben Trauben. Eben nicht nur Insekten aller Art und Vögel sonder auch Dachse, Rehe und Wildschweine.
Und dann endlich ist es soweit. Die Ernte kann beginnen. Um eine optimale Qualität zu erreichen wird bei der Traubenernte jede einzelne Traube auf Fäulnis, Essigbeeren, Lahmstieler, grüne Spitzen, etc. erlesen.
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